Schlaf ist wichtig. Soviel steht schon lange fest. Warum wir aber etwas ein Drittel des Lebens verschlafen, war bisher unklar.

Seit kurzem zeichnen sich nun eine endokrinologishce und eine immunologische Hypotese ab,die die Bedeutung des Schlafes erklaeren koennten, wie Schlaf-Forscher auf einem Workshop berichtet haben. Nach der endokrinologischen Theorie ist der Schlaf notwendig, um unseren Hormonhaushalt in Ordnung zu bringen.

Gerade warhrend des Schlafes ist das endokrine System naemlich nachweislich zu Leistungsspitzen faehig. Durch Schlafstoerungen oder entzug werden nachweislich die Ausschuettung wichtiger Hormone veraendert. Der Kenntnisstand sei derzeit aber noch nicht ausreichend, die klinische Bedeutung konkret zu erfassen. Am besten untersucht sei die Sekretion des Wachstumhormons.

Dieses erreiche unabhaengig von der Uhrzeit des Zubettgehens waehrend der ersten beiden Schlafzyklen die maximale Plasmakonzentration. Auch beim Schlafen am Tag werde der Mechanismus in Gang gesetzt. In einem Experiment durch die Zugabe von Releasing-Hormon die Wachstumhormon-Freisetzung bei Schlafenden stimuliert werden, nicht jedoch bei wachen Probanden

Bereits durch kurzzeitiges Wecken sei die Hormonfreisetzung ebenfalls veraendert worden. Offenbar wird beim Aufwachen sofort die Somatostatin-Bremse gezogen. Als weiteres Beispiel fuer einen zwar ausgepraegten zirkadianen, aber dennoch schlafabhaengigen Rhythmus ist die Cortisol-Freisetzung. Sie nehme bekanntlich im Verlauf des Tages ab. Zu Beginn des Schlafes sinke der Cortisol-Spiegel dann fast auf null, vermutlich durch eine aktive Supprimierung, und steige nach zwei bis drei Stunden waehrend des dritten bis fuenften Zyklus oszillierend bis zum Ende des Schlafens mit einem morgendlichen Peak an.

Der Einfluss des Schlafes auf die Cortisolproduktion lasse sich zum einen dadurch belegen, dass sich bei einer Schlafverschiebung auch Cortisolanstieg verschiebe. Zum anderen falle bei Kurzschlaefern der Hormonspiegel sofort nache dem Aufwachen ab, bei Langschlaefern bleibe er entsprechend laenger hoch. Dennoch werde in beiden Gruppeninsgesamt die glieche Menge Hormon freigesetzt. Folglich muesse der Organismus “wissen” wie lenge wir schlafen wollen und dementsprechend den Cortisol-Anstieg progammieren. Diese Annahme wurde auch bestaetigt. In einem Versuch wurden Probanden, die sich auf langes Ausschlafen eingestellt hatten, unerwartet geweckt. Ihr Cortisol-Spiegel war im Vergleich zum Kurzschlaefern noch relativ niedrieg. Cortisol ist also offenbar weniger ein Stress- als ein Schalfhormon.

Deutlich ist der Zusammenhang einer veraenderten Schlafsituation und Veraenderungen der Hormonsekretion bei alten Menschen zu erkennen. So werde bei ihnen parallel zur Abnahme des Tiefschlaf-Anteils kaum noch Wachstumhormon freigesetzt. Dis gehe mit einer erhoeten Fetteinlagerung und Hautalterung einher.

Ausserdem verlaufe die Cortisol-Freisetzung insgesamtmauf einem hoeheren Niveau und auch der Nadir der Punkt mit der niedrigsten Cortisolmenge im Plasma sei duetlich erhoet. Moegliche Folgen seien Osteoporose, Diabetes und Bluthochdruck. Mit dem Cortisol-Anstieg korreliert sei die Abnahme der REM-Phasen. Vermutlich habe auch das Immunsystem einen wesentlichen Einfluss auf den Schlaf und umgekehrt.

Diese Untersuchungen stuenden aber noch ganz am Anfang. Erste Ergebnisse deuteten jedoch zum Beispiel darauf hin, dass Schlafstoerungen die Infektanfaelligkeit erhoehen koennen.

Erst seit kurzem sei zudem bekannt, dass Immunsystem nicht nur autonom reagiere, sondern auch durch das Zentralnervensystem beeinflusst werden koenne. In ersten Untersuchungensei je nach Ausmass der Stimulierung des Immunsystem entweder eine Schalfvertiefung oder -stoerung verursacht worden.

So nehmen durchgeringe Anregung des Immunsystems am Abend Intensitaet  und Zahl der Non-REM-Phasen zu. Dadurch erhoet sich der Tiefschlaf-Anteil. Bei starker Stimulierung am abend nehmen die REM_Phasen und die Weckbarkeit zu, so dass es zu schweren transienten Schlafstoerungen kommen kann.

Praktische Bedeutung koennen diese Erkenntnisse bei der Entwicklung neuer Arzneimittel haben, die nicht nur die Schlaflaenge, sondern auch die gestoerte Schlafarchitektur einschliesslich der endokrinen und immunologische Veraenderungen normalisieren koennten.